Theater Kleve
Presse zu KALTER WEISSER MANN (Spielzeit 2024/25)
RP Kleve vom 12.04.2025

XOX überzeugt mit Komödie über Gendern

Das Stück „Kalter weißer Mann“ lieferte einen humorvollen und nachdenkenswerten Beitrag zur Genderdebatte.

Das Ensemble auf der Bühne des XOX-Theaters.

Foto: Markus van Offern

Von Antje Thimm

KLEVE | Die Premiere des Theaterstücks „Kalter weißer Mann“ von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob war eine Beerdigungsfeier, bei der vielmals herzhaft gelacht wurde. Ein Kammerspiel, das keine Sekunde langweilig war, und ein praxisnaher Beitrag zur Genderdebatte. Unter der Regie von Theater-Chef Wolfgang Paterok führte das Ensemble des Klever XOX-Theaters die Komödie über eine Trauerfeier auf, die aus dem Ruder läuft, weil im Text auf der Kranzschleife ein Gendersternchen fehlt.

Es geht um die Beerdigung eines Firmenchefs und ungeliebten Patriarchen, der im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Sein Nachfolger, der 60-jährige Horst Bohne freut sich, dass nun er das Sagen hat. Im Namen der Belegschaft hat er einen Kranz bestellt und auf die Schleife schreiben lassen: „In tiefer Trauer. Deine Mitarbeiter.“ Was an diesem Text fehlt, sticht der modernen und selbstbewussten Marketing-Leiterin Alina Bergreiter sofort ins Auge: „…und Mitarbeiterinnen“, sowie – der Vollständigkeit halber – das Gendersternchen. Das sehen der Social-Media Experte Kevin und die selbstsicher auftretende junge Praktikantin Kim ganz genauso. Sie alle wollen das so nicht stehen lassen und überzeugen auch die Sekretärin Rieke.

Bohne findet das völlig übertrieben, aber er kommt an der Diskussion nicht vorbei. Der Pfarrer drängt zur Eile, denn die nächste Beerdigungsgesellschaft wartet schon.

Die entstehende Diskussion ist ebenso emotional, hitzig und kämpferisch wie die Genderdebatte in der realen Welt. Auf der XOX-Theaterbühne wird sie allerdings zu einem schnellen, pointierten Schlagabtausch, der gleichzeitig komisch, absurd, aber auch nachdenkenswert ist. Die witzigen Pointen funktionieren hervorragend, weil die Schauspieler „auf den Punkt“ reagieren. Johannes Himmes als Horst Bohne überzeugt vollkommen. Köstlich seine Dialoge mit Katja Plumbaum als Kim. „Mega cringe“ (zum Fremdschämen) findet diese den Text auf der Schleife. Und sie liefert noch weitere Begriffe, die der (k)alte weiße Mann nicht versteht: die LGBTQ Gemeinschaft (Lesbian Gay Bisexual Transgender Queer). „Und die sollen alle auf die Schleife?“, fragt die Sekretärin Rieke entgeistert. Brigitte van Gemmeren verkörpert die Sekretärin zunächst als eine Ahnungslose, dann mit immer deutlicherer Stellungnahme. Eindrucksvoll ihr Gesang „für alle Frauen und die Leute in den Sternen“.

Neben der Genderdebatte ist der Sprachwandel Thema. „Sprache ändert sich in 75 Jahren“, sagt die Praktikantin Kim, die zahlreiche neue Wörter benutzt. So auch Maurice Schubert als Kevin, der das Chaos auf Social-Media gelungen verkörpert. Anke Kühl ist die Marketing-Frau, ganz Managerin und mit dem machtgierigen Chef auf Augenhöhe, auch sie karikiert die Figur und ihre Position in der Genderdebatte gekonnt. Rainer Cloosters als Pfarrer versucht verzweifelt, „das alles“ zu beenden, vertritt damit manch einen, der dies in der aktuellen Diskussion ebenfalls möchte.

Die gelungene Darstellung des Ensembles brachte die Zuschauer immer wieder zum Lachen. Genderdebatte geht auch leicht, schwungvoll und am Ende versöhnlich. Großer Applaus.

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