Theater Kleve
Presse zu Das Mißverständnis (Spielzeit 2000/01)
RP vom 1. November 2000

Der Traum von einem neuen Leben
von Annette Lobbenmeier

Das XOX-Theater unter der Leitung von Wolfgang Paterok kann wieder einmal auf eine gelungene Premiere zurückblicken. „Das Missverständnis“ von Albert Camus wurde mit überzeugenden Schauspielern lebendig umgesetzt. Düsteres Stück Das düstere Stück über einen verlorenen Sohn, über Brudermord, über Exil und Hoffnungslosigkeit spielt in einem verlassenen kleinen Ort, wo sich der Frühling vom Herbst nicht unterscheidet. Hier lebt Martha mit ihrer alten Mutter, zusammen betreiben sie ein Gasthaus. Da besonders Martha davon träumt, so schnell wie möglich aus diesem Schattendasein zu fliehen, verfolgen beide ein böses Spiel: Sie töten Gäste, um sie zu bestehlen. So geschieht es auch diesmal, nur ahnen sie nicht, wer der neue Gast wirklich ist:Es ist der verloren geglaubte Sohn und Bruder, der in Afrika zu Geld gekommen ist und in seine Heimat zurückkehrt, um seine Familie zu unterstützen. Er bezieht ein Zimmer im Gasthaus der Mutter, ohne sich jedoch zu erkennen zu geben. Als hätte die Mutter eine Ahnung, versucht sie ihre Tochter von dem Mordanschlag abzuhalten. Doch die verbitteret Martha, die das Lächekn verlernt zu haben scheint, träumt so sehr von einem neuen Leben, dass sie sich nicht aufhalten lässt. So fällt der eigenen Bruder ihren Visionen zum Opfer. Die Mutter beneidet den Fremden um die Ruhe seines Todes. Er habe nun von einem Schlaf voller Bilder in einen traumlosen Schlaf gewechselt. Aber erst als der schweigsame alte Knecht des Gasthofs den Pass mit dem Namen des Mannes findet, stellt sich heraus, dass er der verschollene Sohn und Bruder der Mörderinnen war. Die Mutter sieht nur noch eine Lösung: den Selbstmord. „Das meine ich mit gerettet werden: schlafen“, so ihre Worte. Die Tochter, die zum ersten Mal lächelt, glaubt immer an ihre Rettung in einem sonnigen Paradies. Dann taucht die Frau des Ermordeten auf. Während sie an dem Verlust zu zerbrechen droht, erkennt Martha, dass auch sie einsam zurückbleiben wird, für sie ist letztendlich alles noch schlimmer geworden. Sie spürt, dass die Liebe der Mutter zu ihrem Sohn sogar 20 Jahre Schweigen überdauert hat. Bedrückend Besonders Agnes Bröker in der Rolle der Mutter übertrug gekonnt die bedrückende Stimmung des Stücks. Ihr stets verbitterter Gesichtsausdruck unterstützte die beklemmende Situation. Dagmar Fischer als Martha brachte die Gefühle einer enttäuschten jungen Frau überzeugend zum Ausdruck. Das ängstliche und zögerliche Verhalten des Sohnes wurde von Manfred Küper eindringlich umgesetzt. Insgesamt ein intensives Theatererlebnis, ein gelungener Abend.