Theater Kleve
Presse zu Die Niere (Spielzeit 2021/22)
RP vom 7. Mai 2022

Prüfung auf Herz und „Niere“
Das XOX-Theater begeisterte mit einer humorvollen wie tiefgründigen Interpretation des Stücks „Die Niere“ von Stefan Vögel.

VON ANTJE THIMM

KLEVE „Würdest du mir deine Niere spenden, Schatz?“ Diese Frage und die Antwort darauf kann für eine Ehe zum Sicherheitsrisiko werden, kann Prüfstein sein oder zu (befürchteten) Offenbarungen führen. […] Arnold, ein erfolgreicher Architekt, erfährt von seiner Ehefrau Kathrin, dass sie unter einer ernsten Nierenschwäche leidet und eine Organtransplantation benötigt. Sie fragt ihn geradeheraus, ob er bereit wäre, ihr eine Niere zu spenden. Dies stürzt den selbstverliebten Arnold in große Verwirrung. Da er nicht einfach und schlicht mit „ja“ antwortet, ergeht er sich in viele Überlegungen auch rund um das gesellschaftlich stets aktuelle Thema Organspende. Hinzu kommt das befreundete Paar Diana und Götz. Diana ist Apothekerin und ergänzt die Thematik mit medizinischen Fakten. Götz versetzt dem Verlauf der Geschichte einen neuen „Kick“, indem er sich ohne „wenn“ und „aber“ bereit erklärt, Kathrin eine Niere zu spenden. Das Stück wartet noch mit weiteren überraschenden Wendungen auf. Ohne Spannung vorweg zu nehmen sei nur gesagt, dass beinahe alle Wandlungen und Standpunkte zur Sprache kommen, die sowohl das Thema Organspende als auch den Bestand einer Ehe betreffen.
Renate Hendricks zieht in ihrer Darstellung alle Register einer Ehefrau, die ihren Mann buchstäblich zum Wanken bringt. Sie ist alles: süffisant, überlegen, leidend und gebrochen, schließlich die starke Frau, die ihr (eigentliches) Ziel erreicht. Johannes Himmes gestaltet Arnold als einen sorgfältigen Analytiker und als einen Mann, der um Anerkennung kämpft. Himmes gelingt es, auch die emotionale und schutzlose Seite von Arnolds Persönlichkeit zu zeigen.
Brigitte van Gemmeren ist die Apothekerin. Sie katalysiert gezielt viele Wendungen des Stücks und zeigt routiniert alle emotionalen Facetten ihrer Rolle. Thomas Brokamp tritt als Götz auf und zeigt starke Präsenz. Seine Dialoge mit Johannes Himmes als Arnold gehören zu den vielen mit Humor gewürzten Höhepunkten.
Die Zuschauer erlebten einen kurzweiligen Theaterabend, eine Komödie mit Tiefgang und ein topfittes Ensemble, das mit viel Lust am Spiel und Gespür für Zwischentöne agierte.

 

 

 

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