Theater Kleve
Presse zu Oleanna (Spielzeit 1998/99)
NRZ vom 19.Oktober 1998

Die junge Studentin Carol (Melanie Goris) kämpft mit Anfängerproblemen. Sie wendet sich an ihren Professor John (Manfred Küper). Der fühlt sich verpflichtet, der verzweifelten Studentin zu helfen und konfrontiert sie – unter Zeitdruck und mit persönlichen Problemen beschäftigt – mit unkonventionellen und eigenwilligen Thesen zu seinem Seminar. Carol ist derart irritiert, daß sie eine Beschwerde über den Professor anstrengt. Gleich zu Beginn müssen beide Schauspieler richtig zeigen, was sie erarbeitet haben: Professor und Studentin versuchen, in einen Dialog zu kommen. Abgebrochene Sätze, Unterbrechungen, jeder fällt dem anderen ins Wort. Eine schwierige schauspielerische Aufgabe, die die Darsteller profihaft meistern… Unter der sehr textnahen Regie von Wolfgang Paterok entwickeln die Schauspieler eine kleine Apokalypse. Der Professor scheitert an den Anschuldigungen der Studentin. Sehr gut formuliert Manfred Küper das in Gestik und Körperhaltung. Aber auch die Studentin scheint mit ihrem vermeindlichen Sieg nicht glücklich. Melanie Goris läßt als Carol immer wieder Unsicherheit durchscheinen, betreibt eine Entwicklung des Charakters in kleinen, sprunghaften Schüben, läßt die Figur aber auch wieder zurückfallen. Regisseur Paterok folgt in seiner Inszenierung der Themenauffächerung Mamets: Die Unfähigkeit zu kommunizieren wird durch Machtstrukturen, durch Machtmißbrauch abgelöst. Ein vergeblicher Kompensationsversuch. Paterok durchdringt aber auch die zweite Ebene Mamets. Denn dessen Talent ist es, das Potential eines Themas restlos auszuschöpfen. Dabei beleuchtet er alle Facetten, ohne sich jedoch auf eine Moral festlegen zu lassen, eine Eigenschaft, die die Regie einfühlsam übernimmt.

RP vom 24. Oktober 1998

von Matthias Grass

„Oleanna“ von David Mamet war die zweite Premiere der Saison, die Wolfgang Paterok im Klever XOX-Theater inszenierte und die seine Schauspieler in bester Spiellaune zeigte… Gekonnt spielen Schauspieler und Regie auch mit dem großen Raum der Bühne, der geschickt genutzt wird, arbeiten mit der Symbolkraft der Requisiten: Der ins Schußfeld geratene Professor verliert durch die Attacken seiner Studentin immer mehr den Boden unter den Füßen – die Bücher auf dem riesigen Tisch werden immer weniger, bis zum Schluß nur noch das Telefon dasteht. Auch die Schauspieler wandeln sich. Gar nicht mehr so selbstsicher der Professor (Manfred Küper), in Lederjacke und kämpferisch dagegen Carol (Melanie Goris).